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Eine neue Form von Psychotherapie und spirituellem Wachstum
Von J. Boesch, http://www.jakobboesch.ch
Das Phänomen der Nahrungslosigkeit hat mich seit Jahrzehnten fasziniert. Schon als
Gymnasiast habe ich Berichte von Yogi's und Heiligen mit größter Leidenschaft
gelesen. In meinem Inneren war ich schon immer fest davon überzeugt, daß diese
Berichte stimmen und daß wir in unserem Welterkennen und in unserem Stand des
wissenschaftlichen Bewußtseins einen Riesenschritt vorwärts machen, wenn wir
diese Phänomene anerkennen. Unser National-Heiliger, Niklaus von Flüh, meist
Bruder Klaus genannt, hat nach seiner erfolgreichen weltlichen Karriere im Alter von
50 Jahren Familie und Hof verlassen und nach einer tiefgreifenden, mystischen
Erfahrung die folgenden 20 Jahre bis zu seinem Tod ohne essen und trinken gelebt.
Seine Geschichte, diejenige der Therese von Konnersreuth und viele andere
Berichte von Heiligen haben mich aufgewühlt als Botschaften für ein erweitertes
naturwissenschaftliches und religiöses Weltbild, das aus der bedrückenden
Gefangenschaft des zeitgenössischen Materialismus hinausführen könnte.
Im November 1997, an einem Samstag, entdeckte ich das Buch » Lichtnahrung« von
Jasmuheen in der Buchhandlung, las es noch am gleichen Wochenende durch und
war – durch eine Reihe von Fügungen – am folgenden Wochenende bereits
Teilnehmer am Workshop von Jasmuheen. Schon bei der Lektüre des Buches war
mir klar, daß ich den Prozeß machen würde. Was ich brauchte, war ein unmittelbarer
Kontakt mit Jasmuheen, um zu hören und zu spüren, ob sie vertrauenswürdig war
mit ihrer Botschaft, sowie die Aussagen von einigen » Normal-Sterblichen«, die den
Prozeß durchgemacht hatten und mir die Sicherheit geben konnten, daß ich mich
nicht auf ein unverantwortbares medizinisches Experiment einließ. Meine Gewißheit,
daß Nahrungslosigkeit grundsätzlich möglich sei, hieß noch nicht, dass ein solcher
Prozess für Durchschnittsmenschen mit Durchschnittslebensweise risikolos und
empfehlenswert war.
Der Workshop mit Jasmuheen war sehr bereichernd und machte mich euphorisch.
Diese Euphorie blieb in gewißer Form bestehen und ließ langsam – wie ich
rückblickend feststellen muß – zu hohe Erwartungen in mir aufkommen. Einerseits
blieb ich bezüglich medizinischer Risiken recht nüchtern und interviewte das halbe
Dutzend Prozeßerfahrene am Workshop sehr gründlich; andererseits keimte in mir
die Hoffnung, mit eigener Nahrungslosigkeit nicht nur in meinem Denken und Fühlen
viel klarer zu werden, sondern in meiner akademisch geprägten Arbeitslandschaft ein
Signal setzen zu können, daß das Weltbild der Newton'schen Physik, mit der wir
immer noch den Menschen zu verstehen versuchen, nicht genügt. Schnell klärte sich
die Frage, wie und wo ich den Prozeß durchmachen sollte. Ich hatte anderthalb
Jahre früher Graziella kennengelernt, eine Heilerin, deren heilende Fähigkeiten bei
mir – aber auch in den therapeutischen Teams des von mir geführten psychiatrischen
Dienstes – immer mehr Respekt und Anerkennung fanden. Es war bald gegenseitig
klar, daß sie mich durch den Prozeß begleiten würde. Sie mietete in der Nähe ihres
Hauses eine 1 Zimmer-Wohnung für mich und konnte mich so ohne
unverhältnismäßigen Aufwand täglich besuchen.
Graziella hatte Anfang Januar 1998 an einer unserer Beratungsstellen gearbeitet. Sie
erhielt von ihrer geistigen Führung Anweisung, wann genau ich mit dem Prozeß
beginnen sollte. Wir reisten zusammen an ihren Wohnort und am Samstag, den 24.
Januar 1998 bezog ich die Wohnung, weit weg von meinen vier Kindern, mit denen
ich zusammenlebe, weg von meinem Arbeitsplatz und meinem Bekanntenkreis. Nur
meine Kinder, meine Sekretärin und die zwei Personen, die mir am vertrautesten
sind, waren eingeweiht. Mein bester Freund, auch Mediziner, hatte mich mit einer
gewissen Skepsis angehört und mich vor gesundheitlichen Folgen gewarnt, ähnlich
wie meine Kinder. Alle hatten ein bißchen Angst um mich, auch Graziella, nur ich
selber nicht. Der Workshop mit Jasmuheen und die Interviews mit den
Prozeßerfahrenen hatten mir die Gewißheit gegeben, daß ich mich nicht
unverantwortlich verhielt. Zwar war die Vorbereitung schlecht, bis zum letzten Tag
hatte ich ziemlich viel Streß und Hetze. Eine oder zwei Einladungen in der Woche vor
dem samstäglichen Prozeß-Beginn führten dazu, daß ich relativ schwere,
fleischhaltige Mahlzeiten zu mir nahm. Trotzdem gestaltete sich das Umsteigen auf
Nahrungs- und Flüssigkeitslosigkeit erstaunlich leicht. Die ersten Tage war ich durch
gelesene Erfahrungsberichte voreingenommen und erwartete eine zunehmende
Schwäche. Dann realisierte ich, daß diese Schwäche sich bei mir nicht einstellte,
sondern direkt in ein zunehmendes Gefühl von Leichtigkeit und Wachheit während
des Tages und verkürztem Schlafbedürfnis während der Nacht einmündete. Der
Prozeß wurde zum wohl intensivsten Erlebnis meines Erwachsenen-Daseins. Der
zunehmend ausgetrocknete Mund machte mir etwas zu schaffen, ließ sich aber
durch spülen mit Waßer und ein paar Tropfen ätherischen Öls sowie kauen von
Zitrone, Eis und Mistelbeeren recht gut pflegen. Täglich machte ich ein- bis
zweistündige Wanderungen; es war meist sonniges aber sehr kaltes Winterwetter
und ich mußte die schwindende Körper-Fettschicht mit einer zusätzlichen
Kleiderschicht kompensieren, um genügend warm zu haben. Bei mehreren
Besuchen in der nahegelegenen Stadt und in diversen Lebensmittel-Geschäften, bei
Eß-Buden usw. wunderte ich mich über den völlig fehlenden Drang, Nahrung zu mir
nehmen zu wollen.
Ich hatte anfänglich sogar den Gedanken, auf Flüssigkeit auch nach den ersten
sieben Tagen verzichten zu können. Die geistige Führung von Graziella war aber
sehr präsent, gab immer wieder Anweisungen und holte mich gegen Ende der ersten
Woche klar und unmißverständlich auf den Boden der Realität zurück, daß ich nach
Ablauf der ersten sieben Tage zu trinken hätte. Nachdem ich dieses Faktum
akzeptiert hatte, genoß ich das Trinken in den folgenden 14 Tagen sehr. Ich verließ
mich ganz auf mein Durstgefühl bezüglich Trinkmenge; es waren oft vier bis sechs
Liter pro Tag. Ich trank hauptsächlich Wasser, versetzt mit wenig selbstgepresstem
Orangensaft, oder Misteltee, zubereitet mit hälftig Weisswein und hälftig Wasser. Zu
den Mistelbeeren und dem Misteltee war ich per Zufall – oder per Intuition – geführt
worden.
Die zweite und dritte Woche nahmen einen sehr unerwarteten Verlauf. Viele alte
Gefühle und Traumen, die ich mehr als 25 Jahre früher in meiner eigenen Therapie
verarbeitet hatte und erledigt glaubte, kamen nochmals hoch. Dies meist in Form von
körperlichen Schmerzen, durchziehenden Gefühlen, Verkrampfungen –
hauptsächlich in der Bauchregion – und ähnlichem. Die täglichen Heilbehandlungen
durch Graziella brachten mir immer wieder Beschwerdefreiheit und Wohlbefinden.
Oft war ich der Meinung, aller alter Ballast dieser Gefühle sei von mir
weggenommen, bis am nächsten Tag eine neue Welle hochkam. Ich erhielt
nochmals eine ganz neue Einstellung zur Psychosomatik, indem ich an mir selber
erlebte, wie Dinge, die bereits verarbeitet scheinen und aus dem Bewußtsein mehr
oder weniger weg sind, im »Zellgedächnis« noch vorhanden sein können, wo sie
verbalen Aufdeckungs- und Therapiemethoden nicht zugänglich sind, jedoch den von
uns noch wenig verstandenen Kräften einer guten Heilerin. Trotz der großen
Flüssigkeitsmenge erschien der Urin nach diesen Behandlungen oft tiefgelb, also
vermutlich hochkonzentriert; es scheint, daß irgendwelche Schlacken und
Abbauprodukte ausgeschwemmt wurden. Neben der vielen körperlichen Bewegung
in der frischen Luft sowie dem » Haushalten«, waren die Tage ausgefüllt mit Musik
hören, lesen, meditieren, beten und dem konzipieren neuer Projekte für meine Arbeit.
Einen besonderen Stellenwert erhielt das Tanzen. Durch die Heilbehandlungen hatte
ich oft das Gefühl, ich müßte etwas abreagieren und dies konnte ich, wie ich
herausfand, am besten mit ausgiebigem Tanzen. So tanzte ich meistens morgens
zwischen 04.00 und 06.00 Uhr ein bis zwei Stunden intensiv und voller Freude. Die
Musik, die Bewegung und das zunehmende Gefühl körperlicher Leichtigkeit brachten
mich dabei oft in einen beinahe ekstatischen Zustand von überwältigendem
Glücksgefühl. Damit ergab sich ein ständiges Auf und Ab, die zum Teil qualvollen,
wellenförmig auftretenden seelischen und körperlichen Schmerzen alten Ursprungs
und das dazwischen immer wieder aufkommende Gefühl von Leichtigkeit, Glück,
Dankbarkeit und Demut.
Graziella machte nicht nur die Behandlungen mit den Händen; sie hatte auch
regelmäßig Bilder und Visionen oder Gespräche mit ihrer geistigen Führung, die
vieles über meinen Seelen-Zustand und meine Vergangenheit zusätzlich klar
machten. Graziella selber erlebte ihren eigenen Prozeß, nicht indem sie auf Nahrung
oder Flüssigkeit verzichtete, sondern indem sich ihre seherischen Fähigkeiten und
ihre Kontaktmöglichkeiten mit der geistigen Führung verdichteten und intensivierten.
Außerdem brachte sie die bei ihr immer vorhandenen Elemente des Humors und der
Bodenständigkeit mit ein. Ich habe kaum je soviel gelacht wie während dieser drei
Wochen.
Ich hatte einerseits die Hoffnung, mindestens längere Zeit ohne Nahrung leben zu
können; andererseits ließ ich alles offen bezüglich weiterer Entwicklung nach dem
Prozeß. Am Samstag meiner Rückkehr und am darauffolgenden Sonntag kochte ich
wie gewohnt für meine Kinder, aber ohne selber mitzuessen. Es war problemlos. Am
Montag stießen meine komplementärmedizinischen Interessen, und insbesondere
meine Beschäftigung mit Geistheilung, bei meinen Chefarzt-Kollegen einmal mehr
auf heftigen Widerstand.
Es war eine sehr emotionale Konferenz; ich spürte meine erhöhte Sensibilität und
Empfindlichkeit. Meine eigenen Emotionen nahm ich wenig wahr, ich glaubte, ruhig
und ausgeglichen zu sein. Die Emotionen der Kollegen aber trafen mich wie die
Druckwelle einer sich in der Nähe ereignenden Explosion. Am Ende der Konferenz
verspürte ich eine Schwäche oder Lähmung im linken Bein, die ich nicht völlig
kompensieren und verbergen konnte. Ich hatte zwischendurch sogar das Gefühl,
links einzuknicken. Dieses Phänomen verschwand erst im Laufe der folgenden
Woche vollständig. Graziella Schmidt vermutete eine sogenannte leichte Streifung, d.
h. eine vorübergehende Mangeldurchblutung des Gehirns. Zunächst war ich geneigt,
ihr zu glauben. Heute bin ich überzeugt, dass es sich um eine mechanische
Quetschung eines Nervs aufgrund des fehlenden Fettpolsters handelte. Es wurde
allmählich klar, daß ich meine eigenen Emotionen, vor allem Wut, unterdrückte, im
Bestreben, die Konflikte in einen friedlichen Kompromiß münden zu lassen. Ich
mußte realisieren, daß ich es mir weniger denn je leisten konnte, Gefühle zu
unterdrücken. Es schien und scheint, als würden sich solche unterdrückten Gefühle
noch weit unmittelbarer als zuvor in körperlichen Empfindungen und Symptomen
ausdrücken. Prozeß und Gewichtsverlust haben » die Nerven bloßgelegt«. Graziella
machte mir auch unmißverständlich klar, daß ich bei meinem derzeitigen Lebensstil,
ohne regelmäßiges Meditieren, mit häufiger Hetze, mit viel intellektueller Arbeit und
emotionalen Auseinandersetzungen nicht ohne Nahrung leben kann. Am Dienstag
nach dem Prozeß begann ich wieder zu essen. Der Übergang von der
Nahrungslosigkeit zu normalem Essen gestaltete sich ebenso unproblematisch wie
zu Anfang der Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit. Ich esse wieder regelmäßig, im
Schnitt etwas weniger als früher, neige aber weiterhin dazu, in Situationen von
großem Streß oder grosser Müdigkeit, mir den Magen unnötig zu füllen. Vor dem
Prozeß hatte ich bei 180 cm Größe ein Gewicht von ca. 93 kg. Bei der Lektüre von
Jasmuheen's Buch »Lichtnahrung« ist mir klargeworden, daß ich keine Waage mehr
im Badezimmer haben will. Am Ende des Prozesses hatte ich vermutlich etwas unter
80 kg, jetzt, vier Monate danach, vermutlich um 85 kg. Zwar esse ich wieder
regelmäßig, ich glaube aber, mich weiterhin in einem Prozeß zu befinden, in dem ich
mich einer Verminderung der Nahrungsaufnahme oder einem Verzicht auf Nahrung
in ganz winzigen Schrittchen wieder annähere. Dies bedingt ein weiteres Klären
negativer Emotionen, regelmäßigeres Entspannen, Meditieren oder Beten; eine
intensive Auseinandersetzung mit meinem Ego und meiner geistigen Führung. Die
Erfahrung der drei Wochen war einmalig; ein riesiges Geschenk. Am liebsten möchte
ich den Prozeß wiederholen. Für meine Arbeit resultierte außerdem ein neues
Verständnis für Menschen mit sogenannten Eß-Störungen, mit denen ich fast täglich
zu tun habe.
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