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Reinkarnation, Besessenheit und Psychiatrie

Eva Bachmann, PD Dr. Jakob Bösch

• Der Stellenwert der Reinkarnation und Besessenheit in der Psychiatrie
• Besessenheit und Wissenschaft
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Der Stellenwert der Reinkarnation und Besessenheit in der Psychiatrie                nach oben

Beim Sichten der Literatur über 'Spiritualität', 'Besessenheit' usw. findet man heute namhafte Autoren und Autorinnen, die eine akademische Ausbildung in der Psychiatrie aufweisen und in ihren Büchern über eigene Behandlungen im Bereich des medialen Heilens berichten. U.a. beleuchten Dr. E. FIORE (1988) und Dr. med. C. WICKLAND (1994) die möglichen Einflüsse und Wechselwirkungen geistiger Wesen auf den Einzelnen und zeigen so einen Weg, Geisteskranken erfolgreich und nachhaltig zu helfen. Der renommierte Psychiater NAEGELI-OSJORD liefert mit seinem Buch 'Besessenheit und Exorzismus' (1983) einen wissenschaftlichen Beitrag zum besseren Verständnis eines komplexen und faszinierenden Phänomens. Der Psychotherapeut und Autor von 'Multiple Man', A. CRABTREE (1985), wirft ein neues Licht auf das Phänomen Besessenheit und vermutet, dass die gespaltene Persönlichkeit vielleicht eine ungewöhnliche Form von gespaltenem Bewusstsein, dass wir alle erleben, sei.

In seinem Buch 'Dreissig Jahre unter den Toten' geht der Mediziner WICKLAND (1994) Fragen nach wie, auf welche Weise kommen Geistesstörungen zustande, was liegt ihnen zugrunde und wie kann man ihnen wirksam begegnen. WICKLAND gibt in seinem Werk Gespräche wieder, die seine Frau Anna dank ihrer medialen Fähigkeiten mit den sogenannten 'erdgebundenen Geistern' führte. Er weist anhand eindrucksvoller Beispiele nach, dass es sich bei den meisten Fällen geistiger Verwirrung um Besessenheit durch Fremdwesen handelt. Diese Fremdwesen seien Geister Verstorbener, meist unwissende, irrende Seelen von Menschen, die sich vom Körper losgelöst in ihren neuen Lebensverhältnissen nicht zurechtfinden konnten, weil sie auf diese Wandlung ihrer Lebenslage nicht richtig vorbereitet oder durch falsche Vorstellungen irregeleitet waren und in ihrer Ratlosigkeit bei medial veranlagten Menschen Anschluss und Halt suchten, weil gerade diese ihnen besonders leicht zugänglich sind. WICKLAND gelang es, nicht nur Besessenheitsgeister eindeutig als Verstorbene zu identifizieren, sondern solche Entitäten kurzfristig auch in den Körper und Geist seiner Frau überzuführen. Seine exorzistischen Bemühungen erfolgten nicht, wie bei christlichen Austreibungen mit imperativen Worten, sondern durch freundliche Beratung.

NAEGELI-OSJORD (1983) geht davon aus, dass eine echte Einsicht in das Wesen eines parapsychologischen Geschehens nur das direkte Erlebnis vermitteln kann. Wer nicht selbst Besessene erlebt, geführt und behandelt hat, vermeide eine Beurteilung. Es finden sich verschiedene Typen der Besessenheit. Da ist zunächst die Ich-Besessenheit, eine Überbewertung der eigenen Persönlichkeit als Grundhaltung. Diese Form von Besessenheit ist nach dem Autor nicht von dramatischer Natur. Bei Frauen findet sich die Animusbesessenheit (C.G. JUNG führte den Begriff der 'Animus' ein, 1980), indem der unbewusste männliche Anteil (Animus) ihr Wesen dominiert. Dies zeigt sich in dominanten, intriganten und überaktiven Verhaltensweisen der Betroffenen. Die Animusbesessenheit beim Mann wirkt sich in überreligiöser und übergefühlsvoller Unterwürfigkeit aus. JUNG sah die Ursache solcher Zustände in unbewussten Vorgängen. Für NAEGELI-OSJORD wäre es auch denkbar, dass gegengeschlechtliche Fremdgeister den Betroffenen in den Bann schlagen.

CRABTREE (1985) beschreibt in seinem Buch faszinierende Fälle von gespaltener Persönlichkeiten. Er ist überzeugt, dass es nicht nur ein Bewusstsein gibt, sondern ein weiteres, das er 'second self' nennt. CRABTREE selbst wurde im 'Theradrama' ausgebildet, ein therapeutischer Ansatz, erfunden von der Psychoanalytikerin Lea Hindley-Smith in London. In dieser Therapie wird versucht, die verborgenen Muster, die das Leben des Individuums beeinflussen, ins Bewusstsein zu bringen. Häufig handelt es sich bei diesen Mustern um vorliegende familiäre Strukturen, die von einer Generation zur anderen weitergegeben werden. Diese Therapieart wurde 'Theradrama' genannt, weil sie etwa beschreibt, wie das Individuum wiederholt seine unbewussten familiären Muster in seinem täglichen Leben hochspielt (dramatization). Theradrama steht weder mit einer speziellen Technik noch einem psychologischen System in Verbindung.
CRABTREE entwickelte seinen therapeutischen Ansatz weiter und nannte ihn 'as if approach'. Er unterscheidet zwischen dem Besetzten (Opfer) und dem Besetzer. Er betont, dass die Therapie unabhängig davon erfolgreich sein kann, ob der Therapeut oder auch der Patient an die objektive Realität der Besessenheit glauben oder nicht. Die Therapie beinhaltet einen Dialog zwischen dem Therapeuten und dem Besessenen. Der Therapeut redet aber auch mit dem Besetzer, als wäre er aus Fleisch und Blut. Er versucht herauszufinden, warum er jemanden besessen hat, erläutert ihm dann die Situation und hilft ihm weiterzugehen. CRABTREE betont in diesem Zusammenhang, dass er nie einen Fall hatte, in dem eine Stimme direkt mit ihm geredet hätte. Er sagt: '...every case of possession in my experience has had the possessor speaking through the possessed' (1985, 215). Bei jeder Art der Besessenheit geht es darum, eine Lösung für den Besessenen und den Besetzer zu finden, indem dem Besetzer die neurotische Natur der Bindung zum Gastgeber verständlich gemacht wird und er gebeten wird, die Person zu befreien.
Für CRABTREE ist es durchaus denkbar, dass jedes Individuum verschiedene Persönlichkeiten beherbergt (sog. hidden observers). Er macht einen klaren Unterschied zwischen der Reinkarnation und der Besessenheit. In der Therapie empfindet die reinkarnierte Person die zentrale Figur, die aufgedeckt wird, wohl als eine andere Identität, aber als zu ihr gehörend. Der Besessene fühlt sich von einem 'Fremden', der nicht zu ihm gehört, in Besitz genommen.
Ob es sich bei der gespaltenen Persönlichkeit um etwas anderes handelt als bei der Besessenheit, ist nach CRABTREE nicht eindeutig. Es wäre denkbar, dass '...in some instances, the alter consciousness or personality is merely the product of the subject's unconscious mind, while in other instances it derives from without' (229).

Der Schulmediziner und Psychotherapeut WEISS (1994) beschreibt in seinem Buch 'Die zahlreichen Leben der Seele', wie er anfänglich voller Skepsis gegenüber dem Phänomen Reinkarnation war. In der Therapie mit der 27jährigen Patientin Catherine, die wegen ihrer Ängste, Panikanfälle und Phobien bei ihm Hilfe suchte, gelang es ihm, sie durch Rückführung in frühere Leben von ihren Angstzuständen zu befreien. Er benutzte dabei die Technik der Hypnose. Nach WEISS entspricht die Hypnose einem Zustand konzentrierter Aufmerksamkeit. Der Körper entspannt sich, was dazu führt, dass sich das Erinnerungsvermögen erweitert. In Trance konzentrierte sich die Patientin auf die Stimme des Therapeuten und blendete alle Aussengeräusche aus. Mit seiner zufälligen Aufforderung an Catherine 'gehen Sie zurück in die Zeit, aus der Ihre Symptome stammen' führte WEISS seine Patientin in frühere Leben zurück. Catherine erkannte in ihren Erinnerungen Personen, die in ihrem jetzigen Leben auch eine Rolle spielen. In Trance erfährt Catherine nicht nur etwas von ihren früheren Leben, sondern auch von ihren Erfahrungen nach dem Tod, von den Zwischenreichen und von den Meistern oder vom unglaublichen Wissen. Sie identifiziert Meister, hochentwickelte Seelen, die sich gegenwärtig nicht in einem Körper befinden, als Quelle. Durch Catherine wird Weiss eine Lehre aus dem Jenseits erteilt. Mehrere Meisterwesen übermitteln für ihn Botschaften. Die dramatischen Botschaften und Ereignisse, die in seinem Arbeitszimmer auf ihn niederprasselten, spiegelten sich in tiefen Veränderungen in seinem persönlichen und familiären Leben. Er erkannte, dass allein Liebe wichtig ist.

Als Catherine aus der Trance erwachte, erinnerte sie sich ausschliesslich an ihre früheren Leben. Auch wenn sie nicht in Kontakt mit den Meistern und deren spektakulärem Wissen war, hatte sie eine Art Überbewusstsein. Weiss vergleicht dieses mit dem höheren Selbst, das von manchen Autoren beschrieben wird. Er sieht auch Ähnlichkeiten damit, was JUNG (1969) das kollektive Unbewusste nannte. Während Catherine hypnotisiert war, konnte Weiss mit ihr auf der überbewussten Ebene faszinierende philosophische Dialoge führen. Es bestand eine unüberbrückbarer Kluft zwischen Catherine's bewusstem Intellekt im Wachzustand und ihrem unbewussten Geist auf der Tranceebene.
WEISS (1994) war überrascht aber auch skeptisch, was das Leben nach dem Tod, die Wiedergeburt, ausserkörperliche Erfahrungen und verwandte Phänomene anbelangt. Er machte sich in verschiedenen Bibliotheken auf die Suche, studierte Fachbücher angesehener Professoren für Psychiatrie, tat sich aber schwer, an Wiedergeburt zu glauben. Seit Catherine hat er detaillierte Untersuchungen über vielerlei frühere Leben bei Dutzenden von Patienten durchgeführt. Keiner der Patienten war psychotisch, halluzinierte oder brachte mehrere Persönlichkeiten zum Ausdruck. Alle machten dramatische Fortschritte. WEISS betont im Schlusswort, dass es nicht nötig ist, dass jeder eine Reinkarnationstherapie macht, Medien aufsucht oder auch nur meditiert. Menschen mit Behinderungen und Störungen können diese Lösungen wählen. 'Für den Rest besteht die wichtigste Aufgabe darin, einen offenen Geist zu behalten und zu erkennen, dass das Leben aus mehr besteht, als das Auge sieht. Das Leben geht über unsere fünf Sinne hinaus. Seien Sie empfänglich für neues Wissen und neue Erfahrungen. Unsere Aufgabe ist, zu lernen, durch Wissen gottähnlich zu werden' (1994, 190).

WIESENDANGER (1995), ein Philosoph und Wissenschaftsjournalist, hat sich über Jahre mit Reinkarnationstherapeuten und ihren Klienten beschäftigt. In seinem Buch stellt er die 'Rückführer', ihre Methoden, Möglichkeiten und Grenzen vor. Er geht pointiert auf das Pro und Kontra der Reinkarnationstherapie ein. Er beschreibt kurz die verschiedenen Rückführungsmethoden, u.a. Hypnose, progressive Muskelentspannung, Biofeedback, Yoga, transzendentale Meditation, autogenes Training, katathymes Bildererleben, Clearing u.v.m. Er gibt Tips und Warnungen für jene, die sich fragen, ob sie sich zurückführen lassen sollen. Er ist der Meinung, dass man mit sanften Methoden wie Meditations- und Entspannungstechniken beginnen sollte. Erst wenn eine Person auf diese Methoden nicht genügend anspricht, sollte sie sich auf Hypnose einlassen.
Nach seiner Meinung verspricht die Wiedergeburtslehre der Glaubenskern einer postmaterialistischen Gesellschaft zu werden; eine kulturübergreifende Einheitsreligion, die alles mit allem in Einklang bringt: Religion und Wissenschaft, Mystik und Aufklärung, Ost und West.

Besessenheit und Wissenschaft                nach oben

Die Existenz okkulter Erscheinungen gilt sogar unter Parapsychologen keinesfalls als ganz gesichert (TIMM, 1986). Dies mag damit zusammenhängen, dass die Parapsychologie neben Experimenten in ihren Forschungen immer wieder auf Einzelgeschehnisse, Medien, Spukphänomene usw. angewiesen ist. Einerseits ist die mangelnde Reproduzierbarkeit das Kernproblem der Parapsychologie, anderseits ist die Einmaligkeit ihr Charakteristikum.
Auch heute betrachtet man okkulte Phänomene allenfalls als Gegenstand von Grenzwissenschaften (THIEL, 1992). Mit dem Appell an Wissenschaftlichkeit als oberste Norm lässt sich aber die Allgemeinheit nicht von Fragen ablenken wie der nach der Unsterblichkeit der Seele oder nach einem Jenseits, der Reinkarnation. Aber zu diesen, den Durchschnittsmenschen - und nicht nur ihn - bewegenden Fragen nimmt weder die Philosophie noch die Psychologie oder die Psychiatrie derzeit Stellung. Und wenn sie es tut, dann militant und nicht wirklich argumentativ. THIEL fragt auch nach dem Verhältnis von Wissenschaft und Pseudowissenschaft sowie nach Ort und Status der gegenwärtigen Grenzwissenschaften zwischen diesen beiden. Die Frage ist ein wissenschaftstheoretisches Problem, das es schon um der Wissenschaft selbst willen zu klären und zu lösen gilt.

Die Forschung auf dem Gebiet der Mystik ist auch heute breit. Wissenschaftler stehen nicht nur vor Schwierigkeiten, wenn sie die 'Scharlatane' von denen, die das Thema 'Transzendenz', 'Besessenheit' oder 'Spiritualität' seriös betrachten, unterscheiden sollen. Sie sind sich auch noch nicht einig, welchen Stellenwert die Diagnose der Besessenheit in der heutigen Psychiatrie hat. Die wichtigen Fragen, die namhafte parapsychologische Forscher beschäftigen, sind immer noch unbeantwortet.
'Besessenheit mit naturwissenschaftlichen Methoden oder naturwissenschaftlich orientierten psychologischen Kriterien auszuloten wird nie gelingen' (NAEGELI-OSJORD, 1983, 17). Nach dem Autor verharrt die akademische Psychologie noch stark im Rationalen. Transzendenten Erklärungen wird wenig Raum geboten. Die vorwiegend dem Rationalismus und der Ursachenforschung verpflichtete Freud'sche Lehre dominiert in der Psychologie. Die Psychologie richtet sich auf die Psychiatrie aus und lässt sich kaum vom theologischen Denken oder noch weniger von der Weisheit des Ostens beeinflussen. Die Psychiatrie wiederum anerkennt die Besessenheit nicht als spezifische Krankheit, sondern ordnet sie verschiedenen Krankheitsformen zu.
Wirkungen auf Psyche und Körper seitens feinstofflicher Wesenheiten mit eigener Individualität sind im naturwissenschaftlichen Weltbild undenkbar.

Der Psychiater Prof. ZUTT (in LEVINAS, 1988) rät ab, von manisch-depressiven Krankheiten, hebephrener, paranoider und katatoner Schizophrenie und ähnlichem zu sprechen. Nach seiner Meinung können diese erstarrten Terminologien den Fortschritt hemmen. Er schlägt Termini wie Ergriffenheit, Erfülltheit und Besessenheit vor. Erfülltheit und Besessenheit versteht er als unterscheidbare Steigerungen der Ergriffenheit. Erfülltheit ist die Steigerung der Ergriffenheit durch das Liebenswerte, das Schöne, das Gute, das Wahre, das Göttliche. Solche Ergriffenheit kann zu Rausch, Freude und Ekstase führen. Besessenheit aber ist die Steigerung der Ergriffenheit durch das Hässliche, das Feindliche, das Böse, das Teuflische. Diese Art von Ergriffenheit führt zu Angst, Entsetzen und zum Erstarren.
PFEIFFER (in LEVINAS, 1988) versucht, in seinem Beitrag eine Symptomatik der Besessenheitszustände zu erarbeiten. Er betont, dass das Verständnis der Besessenheitszustände uns Mitteleuropäern einige Schwierigkeiten bereitet. Nicht nur, weil wir der magischen Denkwelt entfremdet sind, sondern weil früher Besessenheit bei uns unter einem recht einseitigen Aspekt bekannt war, nämlich als dämonische Heimsuchung. Gegenüber einem dem Göttlichen widerstreitenden Geistwesen konnte aber allein die Austreibung angemessen sein. Die Besessenheitszustände wurden von Psychiatern und Ethnologen pauschal dem Bereich des Pathologischen zugeordnet.
Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch neigte man dazu, Besessenheit und Trance einander gleichzusetzen. Demgegenüber betont BOURGUIGNON et al. (1976) die grundsätzliche Verschiedenheit beider Begriffe. Trance ist ein psychologisch-psychiatrischer Terminus für eine Gruppe dissoziativer Bewusstseins-veränderungen, die ausser der Besessenheit auch noch andere Phänomene wie Hypnose und ekstatische Zustände umfasst. Der Begriff Besessenheit ist dagegen Ausdruck einer kulturell begründeten Vorstellung, die ungewöhnliche psychische Erscheinungen dadurch erklärt, dass ein Geist den betroffenen Menschen ergriffen hat. Es gibt nicht nur Besessenheit, die mit Bewusstseinsveränderungen verbunden ist, sondern auch bewusstseinsklare Formen. Es bestehen aber trotzdem enge Beziehungen zwischen Besessenheit und Trance.

Spiritualität versus Psychiatrie                nach oben

MORGAN & COHEN (1994) stellen fest, dass die meisten Psychiater Spiritualität oder Religion als nicht zu ihrer therapeutischen Ausrüstung gehörend zählen. Sprechen Patienten solche Themen an, weisen die Therapeuten die Diskussion zurück oder betrachten das Thema als Teilproblem des Patienten. Einiges weist jedoch darauf hin, dass sich die Situation in Kanada und den USA langsam zu verändern beginnt. Von 2400 Mitgliedern des kanadischen Psychiater-Verbandes gaben 22 an, sich für spirituelle Grundlagen zu interessieren.
Früher waren es Schamanen oder Medizinmänner, an die sich Urbewohner für medizinische Hilfe wandten. Heute sind es der Pfarrer oder der Rabbi, wohin eine Person zwecks spiritueller Hilfe geht. Die wenigen Psychiater, die das spirituelle Konzept in ihre Arbeit integriert haben, sind davon überzeugt, dass die Spiritualität für den Heilungsprozess wesentlich ist. Jene Psychiater, die spirituelle Beratung bei emotional gestörten Patienten anbieten, hoffen auf eine diesbezügliche Veränderung. Sie sagen auch, dass es einer der grössten Fehler der Psychiatrie war, die Lehren von FREUD (1959) zu verfälschen. Weil die Psyche als verstehende Seele aufgefasst wurde, wandelte sich die Psychoanalyse von der Disziplin, die menschliche Seele zu verstehen, zum total mechanistischen Ansatz, das Gehirn zu verstehen. Freud war jedoch an dieser Verzerrung seiner Lehre nicht ganz unschuldig. Er selber hatte doch eine recht eigenartige Vorstellung von religiöser Erfahrung. Er betrachtete sie als eine Art Regression, die eine Person auf eine gewaltige, infantile Stufe zurückwirft. Er beschrieb mystische Stadien damit, dass sich das Individuum im Narzismus verliert.
Der Einfluss von C.G. Jung, der sich gegen diese antimystische Haltung stellte, konnte nicht verhindern, dass die Psychiatrie als eine Disziplin ohne spirituellen Ansatz der geistigen und emotionalen Erfahrungen bestehen blieb.
Jene Psychiater, die die Spiritualität nicht völlig ablehnen, bekunden ihr ungutes Gefühl, indem sie Aussagen machen wie 'ich übe sie selber nicht aus, aber ich habe nichts dagegen', 'ich befürworte Dinge wie Gebet, Glaube und anderes solches Zeug...aber ich bin dagegen, die Spiritualität als Tatsache zu betrachten'.
Andere wiederum, die die Spiritualität in ihre Arbeit integriert haben, stellen fest, dass weder die Psychiatrie noch die Spiritualität allein die Antworten liefern. Eine Kombination beider wird als optimale Lösung gesehen. Für einige wenige ist die Spiritualität ein natürliches Einfliessen in die therapeutische Selbst-Exploration.

weitere Informationen zu Trance-Therapie nach brasilianischem Vorbild finden Sie unter www.juergenhawlitzki.de

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